Pelagianismus

Pelagianismus
   (die dem Pelagius zugeschriebene Lehre). Der britische Laientheologe Pelagius († vor 431) trug seine Lehre mit großem Erfolg (auch wegen seines asketischen Lebens) in Rom vor: Gegen den Manichäismus verteidigte er die Willensfreiheit des Menschen; er widersprach dem Fatalismus u. der Auffassung der Erbsünde als einem unausweichlichen Verhängnis. Wiederholte Verfahren gegen ihn, die Augustinus († 430) denunziatorisch in Gang gesetzt hatte, führten nach einem Hin u. Her zur Verurteilung u. Exkommunikation des Pelagius u. seiner Anhänger auf einer afrikanischen Synode in Karthago 418, von Papst Zosimus bestätigt u. vom Konzil von Ephesos 431 wiederholt. Angesichts der komplizierten Quellenlage, der z.T. unsachlichen Polemik des Augustinus u. der manchmal nicht genau unterscheidbaren Auffassungen des Pelagius u. seiner führenden Anhänger Caelestius († nach 418) u. Julian von Aeclanum († vor 455) ist eine Rekonstruktion des authentischen P. schwierig. Die Bejahung der Freiheit des Willens u. der Fähigkeit des Menschen zum guten Handeln beruhte nicht auf einer Leugnung der Notwendigkeit der Gnade, sondern wurde im Gegenteil im P. auf eine grundlegende Befähigung durch die Gnade zurückgeführt. Die Ursünde ”Adams“ wurde ebenfalls nicht geleugnet, ihre Nachwirkungen aber durch Nachahmung u. nicht durch Vererbung erklärt. Die negativen Wirkungen der Sünde werden nach dem P. durch die gnädige Hilfe Gottes mittels der heilsgeschichtlichen Institutionen (einschließlich der Kirche) ”ausgeglichen“, so daß ein glaubender Mensch zum guten Handeln befähigt bleibt. Die augustinische Auffassung vom bleibenden Ausgeliefertsein an die Sünde, das fortgesetzte aktuelle Gnadenhilfen Gottes erforderlich macht, erschien dem P. als manichäischer Dualismus. Die Verurteilung des P. trug zum genaueren Verständnis des Verhältnisses von Gnade u. Freiheit nichts bei.

Neues Theologisches Wörterbuch. . 2012.

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  • Pelagianismus — Pelagianịsmus   der, , die auf Pelagius zurückgehende theologische Lehre, der zufolge der Mensch aus eigener Kraft imstande sei, das Heil zu erlangen, wenn ihn die Gnade darin unterstütze. Pelagius bestritt die Gnadenlehre des Augustinus… …   Universal-Lexikon

  • Pelagianismus — Pe|la|gi|a|nis|mus der; <zu ↑...ismus> kirchlich verurteilte Lehre des Pelagius, die gegen Augustins Gnadenlehre die menschliche Willensfreiheit vertrat; vgl. ↑Synergismus …   Das große Fremdwörterbuch

  • Pelagianismus — Pe|la|gi|a|nịs|mus, der; …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Palagianer — Unter Pelagianismus wird im Christentum der Glaube verstanden, dass die menschliche Natur nicht durch eine Erbsünde verdorben wurde, da sonst nach der Formel „velle in arbitrio, posse in natura“ (das Wollen unterliegt dem freien Willen, das… …   Deutsch Wikipedia

  • Pelagianischer Streit — Unter Pelagianismus wird im Christentum der Glaube verstanden, dass die menschliche Natur nicht durch eine Erbsünde verdorben wurde, da sonst nach der Formel „velle in arbitrio, posse in natura“ (das Wollen unterliegt dem freien Willen, das… …   Deutsch Wikipedia

  • Semipelagianer — Unter Pelagianismus wird im Christentum der Glaube verstanden, dass die menschliche Natur nicht durch eine Erbsünde verdorben wurde, da sonst nach der Formel „velle in arbitrio, posse in natura“ (das Wollen unterliegt dem freien Willen, das… …   Deutsch Wikipedia

  • Halbpelagianismus — Semipelagianismus war eine im 5./6. Jahrhundert vor allem in Südgallien verbreitete theologische Lehrrichtung, welche dem Pelagianismus nahesteht, sich jedoch bemüht, ihre Aussagen von dem bereits vom Konzil von Ephesos verurteilten Pelagianismus …   Deutsch Wikipedia

  • Semi-Pelagianer — Semipelagianismus war eine im 5./6. Jahrhundert vor allem in Südgallien verbreitete theologische Lehrrichtung, welche dem Pelagianismus nahesteht, sich jedoch bemüht, ihre Aussagen von dem bereits vom Konzil von Ephesos verurteilten Pelagianismus …   Deutsch Wikipedia

  • Pelagiāner — Pelagiāner, die Anhänger derjenigen Lehre, welche die Erbsünde leugnet und die natürlichen Anlagen und Kräfte des Menschen, wenn sie nur recht gebraucht würden, für hinreichend zur Seligkeit erklärt, sind nach Pelagius, einem britischen Mönch,… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

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